Live mitgetippte Notizen von Ralf
Hanno möchte über Dinge reden, die er nicht so gut findet. Zur Einordnung seiner Person schildert er zunächst seinen “Open-Source-Background”.
Er schlägt zunächst einen Bogen zum frühen Web 2.0: Blogs (RSS, Trackbacks), und Wikis, alles dezentrale Informationselemente im Web: “Dezentralität als Prinzip”. Jemand wendet ein, dass es eigentlich nichts zentralisiertes gibt als die Wikipedia.
Die andere Seite von Web2.0: Große, kommerzielle Services wie flickr, youtube, deli, google-earth; alle zentral! Probleme: Entwicklung nicht durch Nutzer steuerbar; Langlebigkeit des Services (was passiert mit den Inhalten, wenn YouTube pleite geht?); einst kostenloses wird teuer (Bsp: MovableType); Datenschutz/Sicherheit ist für Nutzer nicht beeinflussbar. Rückfall hinter technische Standards aus kommerziellen Interesse (Bsp: Videoplattformen ohne Podcast-Feed); Möglichkeit zum Data-Mining.
Alternativen: Standards für Interaktion zwischen Systemen, gutes Bsp.: Trackbacks funktionieren unabhängig von der eingesetzten Software.
Szenario: Offene flickr-Alben. Man braucht eine flickr-Id, um mitzumachen. Das findet Hanno schlecht. Seine Alternative: Eine Album-ID mit einer Art Trackback-Funktion, zu der man per XML-RPC Bilder unabhängig von einer flickr-Mitgliedschaft hinzufügen kann, indem man sie auf seinem eigenen Server ablegt und dann das Album “anpingt”. Die Zwischenbemerkungen aus dem Publikum lassen einen gewissen Hang zur begrifflichen Haarspalterei nicht vermissen.
Weiteres Bsp.: del.icio.us (deli) vs. Scuttle scuttle implementiert die meisten Features von deli in einer Software für den eigenen Server. Problem: Viele deli-Features basieren auf User-Gemeinschaft, alternatives Szenario: Protokolle zum Austausch zwischen dezentralen Diensten.
Weitere Bsp. für dezentrale Alternativen: Jabber als dezentralisierte Alternative zu AIM, ICQ und Co; PGP-Keyserver, yacy oder Broadcast-Machine/Democracy.
Der “rote Faden” von Hannos Vortrag, so wie ich ihn verstehe: Web 2.0 würde “besser”, im Sinne von Datenschutz und -Sicherheit, funktionieren, wenn man es auf dezentralisierte Dienste mit standardisierten Datenaustauschprotokollen betreiben würde statt mit zentralisierten Diensten.
Problem Datenmenge: Fotos, Videos und Co. kann man nicht auf Billig-Hostern unterbringen. Hanno übergeht dieses Problem elegant, indem er proklamiert: In Zukunft werden Speicherplatz und Ressourcen immer billiger.
Noch ein Off-Topic-Hinweis: http://karlsruhe.planetplanet.de ist ein Aggregator für Blogs aus Karlsruhe.
Und “Bingo” in der Diskussion nach Hannos Vortrag : Zum ersten Mal fällt “Geschäftsmodell” als Generaleinwand gegen alles, was die “Herrschaft der Konzerne im Web” in Frage stellt.