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Auf dem Webmontag im Januar habe ich die Teilnehmer gefragt, ob sie gute Bücher empfehlen können, die den Horizont erweitern und auf intelligente Art und Weise unterhalten.
Herausgekommen ist dabei eine Liste, die genau so bunt und unterschiedlich ist wie die Gäste des Abends. Allerdings lässt sich ein kleiner Überhang in Richtung Science Fiction und Geekness nicht verleugnen.
Die unten aufgeführten Inhaltsangaben stammen aus meiner Feder, basieren aber auf den verschiedenen Rezensionen, die im Netz zu finden sind. Die Kommentare spiegeln meinen persönlichen Eindruck wieder, den ich beim Lesen der Rezensionen und Zusammenfassungen gewonnen habe. Es war nämlich unmöglich, alle Bücher innerhalb so kurzer Zeit selbst zu lesen .
Ich stelle die Bücher in der Reihenfolge vor, in der sie an dem Abend genannt wurden.
Christian von Ditfurth: Mann ohne Makel: Stachelmanns erster Fall, 384 Seiten, 7,99 €, ISBN-10: 3462033891
Christian von Ditfurth schreibt historische Krimis. Seine Hauptfigur Josef Maria Stachelmann ist Dozent für Geschichte an der Universität Hamburg. Durch Zufall gerät Stachelmann im ersten Band in ein Dickicht aus Verstrickungen in die jüngere deutsche Vergangenheit und hilft, mit wissenschaftlichem Gespür einen Mordfall aufzuklären. In mittlerweile sechs erschienenen Bänden ist aus dem Wissenschaftler ein Detektiv geworden, der sich mit Verschwörungstheorien in Politik und Gesellschaft auseinandersetzen muss. Die Themen reichen dabei von der Nazizeit und DDR-Vergangenheit über die linken Revolutionäre der 70er Jahre bis zur Terrorangst der Gegenwart.
Ich kannte die Stachelmann-Figur bereits, wusste aber nicht, dass es inzwischen sechs Bände gibt. Da werde ich also demnächst mal wieder zugreifen!
Daniel Kahneman:
Schnelles Denken, langsames Denken (OT: Thinking, fast and slow), 624 Seiten, 26,99 €, ISBN-10: 3886808866
Jeder Mensch trifft täglich Entscheidungen, die kleinen bei der Wahl des Brotbelags am Frühstückstisch und die großen beim Kauf einer Immobilie oder der Unterzeichnung eines Arbeitsvertrags. Daniel Kahneman, Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften, zeigt uns auf, welche Denkmuster unser tägliches Handeln bestimmen und welchen Denkfehlern wir dabei unterliegen.
Ich finde es immer interessant, herauszufinden, wie der Mensch so tickt. Und wenn es mir dann auch noch das tägliche Überleben im Entscheidungsstrom erleichtert, setze ich es auf meine Leseliste!
Jeanne DuPrau:
The City of Ember: The First Book of Ember, 288 Seiten, 5,10 €, ISBN-10: 0375822747
Die Teenager Lina und Doon leben in einer uralten unterirdischen Stadt, die nur durch künstliches Licht beleuchtet wird. Als eines Tages die Stromausfälle immer häufiger werden, ahnen die beiden, dass es mit der Stadt zu Ende geht. Sie finden eine kryptische Nachricht und machen sich auf, ihre Stadt zu retten.
Das Jugendbuch ist in den USA ein moderner Klassiker, aber in Deutschland kaum bekannt. Obwohl die klassischen Jugendthemen wie Selbstbehauptung, Freundschaften und Erwachsenwerden eine große Rolle spielen, ist es kein reines Jugendbuch. Die Charaktere sind ausgereift und der Plot ist spannend. Ein ScienceFiction-Buch für Leute, die eigentlich kein SciFi mögen.
Jon Kabat-Zinn: Wherever You Go, There You Are: Mindfulness Meditation in Everyday Life, 304 Seiten, 11,95 €, ISBN-10: 1401307787
Mehr Achtsamkeit im Hier und Jetzt, Abkehr von der ständigen Jagd nach dem nächsten Ziel, dem nächsten Job, dem nächsten Termin, dem nächsten Kauf.
Wenn man den durchweg 5-sternigen Amazon-Rezensionen glauben darf, dann ist allein schon das Lesen dieses Buches eine Meditationsübung. Kurze Kapitel führen in verschiedene Meditationssituationen ein und geben Anleitung zum achtsamen Wahrnehmen der Umwelt.
Daniel Suarez: DAEMON: Die Welt ist nur ein Spiel, 640 Seiten, 9,99 €, ISBN-10: 3499256436
Ein Thriller in der vernetzten Welt. Das Computergenie Matthew Sobol hat einen Virus programmiert, der nach seinem Tod Computer weltweit infiziert und manipuliert. Der Daemon entwickelt ein Eigenleben und rekrutiert neue „Krieger“ für seine Mission. Der Roman spielt in der Gamer-Szene und ist anscheinend definitiv etwas für Nerds, für mich aber zu abgedreht.
Cory Doctorow: Little Brother, 496 Seiten, 9,99 €, ISBN-10: 3499257823
Cory Doctorow, Blogger, Journalist und Kanadier hat einen fulminanten Jugendroman geschrieben, in dem die Freundschaft einer Teenagerclique auf eine harte Probe gestellt wird. Als ein Terroranschlag in San Francisco verübt wird, sind Marcus und seine Freunde zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie werden als Verdächtige inhaftiert und brutal verhört. Nach ihrer Freilassung erkennen sie, dass sich die Stadt in einen Polizeistaat verwandelt hat. Alle werden permanent überwacht und verdächtigt. Diesem „Big Brother“-Szenario setzen Marcus und seine Freunde ihre eigenen Hacker-Fähigkeiten entgegen und bekämpfen den Überwachungsstaat, indem sie seine Schwachstellen finden und aushebeln.
Douglas Coupland: Jpod (deutsche Ausgabe), 528 Seiten, 24,95 €, ISBN-10: 3608501037
Und noch ein Gamer-Roman! Und schon wieder ein Kanadier! Diesmal geht es um ein Team von sechs Spieleentwicklern in einem großen Konzern, die von der Marketingabteilung immer wieder mit Änderungswünschen an den Spielen genervt werden. Die sechs sind in der aktuellen Popkultur zuhause, sodass uns Coupland an ihrem Beispiel den Spiegel unserer heutigen Konsum- und Arbeitswelt vorhalten kann. Er tut das auf ironische und unterhaltsame Weise mit aberwitzigen Wendungen und Einfällen.
Ich hab das Buch mal auf meinen Wunschzettel gepackt. Das Buch ist übrigens auch als TV-Serie verfilmt worden.
Ayn Rand: Der Streik, (Original: Atlas Shrugged, zu dt: Atlas warf die Welt ab), 1269 Seiten, 39,90 €, ISBN-10: 3000370943
Allein schon die Aussicht auf über Tausend Seiten Lesegenuss machen dieses Buch interessant. Noch neugieriger aber macht mich die Vita der Autorin Ayn Rand: 1905 in Russland geboren, 1926 in die USA ausgewandert, Drehbuchautorin, Philosophin, Vertreterin eines radikalen Kapitalismus, Begründerin des „Objektivismus“, enge Freundin von Alan Greenspan usw.
Der Roman selbst stellt eine Welt vor, in der Egoismus, Erfindergeist und Tüchtigkeit als die höchsten kapitalistischen Tugenden gelten und Menschen, die selbstlos handeln, gnadenlos verfolgt werden.
Das Buch und Ayn Rand als Wirtschaftstheoretikerin sind in den USA sehr bekannt. Auch Fernsehserien wie Mad Men oder die Simpsons nehmen häufig Bezug darauf.
Tom DeMarco: Der Termin: Ein Roman über Projektmanagement, 272 Seiten, 19,99 €, ISBN-10: 3446414398
Projektmanagement als Roman, nun ja… Tom DeMarco vertritt die These, dass die entscheidenden Faktoren in der Softwareentwicklung menschliche Faktoren sind und nicht technische.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Romanform spannend ist, aber ich werde wohl trotzdem mal reinschauen.
Bill Bryson: Eine kurze Geschichte von fast allem, 688 Seiten, 9,95 €, ISBN-10: 3442460719
Ein weiteres Buch der Reihe: „Was Sie schon immer wissen wollten und nie zu fragen wagten“. Zudem hat uns Bill Bryson auch noch mit klugen Büchern über die kulturellen Unterschiede zwischen Amerikanern, Briten und Europäern und Australiern beglückt. Durch und durch leichte Lektüre für den nächsten Sommerurlaub!
Scott McCloud: Comics richtig lesen, 224 Seiten, 20,00 €, ISBN-10: 3551748179
Der Comiczeichner Scott McCloud führt als Comicfigur durch einen Comic, der die Welt der Comics erklärt. Ausgehend von den ersten hieroglyphischen Zeichnungen erläutert er die Kulturgeschichte des Comics, definiert Begriffe und erklärt, wie die verschiedenen Darstellungsformen von Zeit, Raum, Emotion und Bewegung entstehen und wirken.
Für den Liebhaber von Graphic Novels wie für absolute Comiceinsteiger gleichermaßen geeignet!
Shaun Tan: The arrival (dt.: Ein neues Land), 128 Seiten, 13,95 €, ISBN-10: 0439895294
Eine „stumme“ Graphic Novel: Shaun Tan verlässt sich einzig auf die Wirkung seiner Bilder, um das Schicksal eines Flüchtlings in einem fremden Land abzubilden. Es verdeutlicht eindrucksvoll, wie „sprachlos“ Migranten in ihrem neuen „Heimatland“ sein können.
Josef Bierbichler: Mittelreich, 392 Seiten, 9,99 €, ISBN-10: 3518464086
Josef Bierbichler ist ein bayerisches Multitalent: Schauspieler, Schriftsteller und Hörspielsprecher.
Der Roman Mittelreich umspannt eine Familiengeschichte vom Ersten über den Zweiten Weltkrieg, den Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder bis in die Gegenwart. Verletzungen und Unverständnis zwischen den Generation prägen diese Geschichte. Der oft derbe bäuerlich-bayerische Dialekt dürfte für norddeutschen Lesern manchmal schwerfallen.
James Ellroy: Blood on the moon, 272 Seiten, 10,99 €, ISBN-10: 140009528X
Blutige Hetzjagd durch Los Angeles mit einem wahnsinnigen Killer und einem nicht minder besessenen Polizisten.
Dies ist ein früher Roman des Autors James Ellroy. Er ist später durch Romane wie „L.A. Confidential“ oder „The Black Dahlia“ bekannt geworden.
Paul Auster:
Mr. Vertigo, 278 Seiten, 7,20 €, ISBN-10: 0571229085
Das Buch der Illusionen, 384 Seiten, 9,99 €, ISBN-10: 3499257890
Während James Ellroy untrennbar mit Los Angeles verbunden ist, ist Paul Auster der New York-Schriftsteller schlechthin. Allerdings sind seine Werke eher selten blutig, sondern eher tiefgründig und transzendental.
„Mr. Vertigo“ behandelt die Lebensgeschichte des Straßenjungen Walt, der von einem ungarischen Juden, Meister Yehudi, aufgelesen wird. Der Meister bringt Walt das Fliegen bei und stellt ihn damit auf Jahrmärkten zur Schau.
„Das Buch der Illusionen“ macht den Leser mit dem Schriftsteller David Zimmer bekannt. Er ist nach dem Tod seiner Frau und Kinder in tiefe Depression verfallen. Durch Zufall gerät er auf die Spur des verschollenen Stummfilmstars Hector Mann und beschließt, dessen Biographie zu schreiben. Bei seinen Nachforschungen löst er weitere Ereignisse aus, die ihn immer tiefer in Manns Vergangenheit führen und von seinen eigenen Problemen ablenken.